Akademisches Ghostwriting: Das solltest du wissen!

Man möchte meinen, in manchen Studienrichtungen gehöre es fast zum guten Ton, sich für die ein oder andere Seminararbeit an einen Ghostwriter zu wenden. Ob aus guten Gründen (Stichwort: letzter Ausweg) oder blanker Faulheit, die moralischen Beweggründe seien dahingestellt. Wir haben mit einem Insider gesprochen und nachgefragt, worauf man beim Ghostwriting achten sollte.

Ghostwriting: Ein Insider packt aus!

Manuela (Name von der Redaktion geändert) ist 26 Jahre alt und hat ihr Masterstudium in Sozialwissenschaften vor einiger Zeit abgeschlossen. Doch ihre akademische Laufbahn scheint noch lange nicht vorbei zu sein, wenn auch „undercover“. Manuela ist Ghostwriterin und schreibt wissenschaftliche Arbeiten für Studierende auf Bachelor- und Masterlevel. Und das auch noch gerne. Am Fensterschreibtisch ihrer bescheidenen Loftwohnung im 4. Bezirk stürzt sie sich in Literaturrecherchen, stellt Hypothesen auf, wertet Daten aus, telefoniert mit Kunden.

„Ich habe wirklich Freude am wissenschaftlichen Schreiben, nicht einmal die unterschiedlichen Zitiersysteme können mir den Spaß verderben“, erzählt sie uns am Beginn des Gesprächs – mit einem Zwinkern, denn wer sich schon mal mit den peniblen Vorschriften akademischer Zitation auseinandergesetzt hat, weiß, dass ein makellos formatiertes Literaturverzeichnis fast gleich viel Arbeit bereiten kann wie das Schreiben der Arbeit selbst.

Manuela ist Freelancerin, schreibt aber auch für mehrere Ghostwriting- Agenturen, die ihr neue Kunden vermitteln. Im Dialog mit der Insiderin wollen wir herausfinden, worauf es ankommt, damit die Kooperation mit dem Ghostwriter keine bösen Geister weckt.

Reden mit Geistern, im Diesseits

Direkte Kommunikation mit ihren Kunden ist Manuelas Ansicht nach das A und O des erfolgreichen Ghostwritings. Wenn ihr eine Online-Agentur einen neuen Kunden anbietet, dann steht an erster Stelle ein Telefongespräch, in dem sie und ihr Schützling sich kennenlernen und über das Projekt reden. Diese Gespräche verraten Manuela viel über die Ansprüche ihres Kunden und machen es leichter, auf seine exakten Vorstellungen einzugehen.

Die vermittelnde Agentur sorgt dabei übrigens dafür, dass dem Ghostwriter und dem Kunden die Identität des jeweils anderen verborgen bleibt. „Am Telefon sag ich dann einfach „Hi Kunde“, oder wir verwenden eben Vornamen“, erzählt Manuela. Danach stehen die beiden über ein anonymisiertes Nachrichtensystem in Verbindung. Von Ghostwriting-Anbietern, die keinen Kontakt zwischen Autor und Kunde ermöglichen, rät Manuela übrigens ab: „Früher habe ich das versucht, aber es gab fast immer Missverständnisse und Komplikationen, die für beide Seiten unangenehm waren und sich durch ein einfaches Gespräch hätten klären lassen.“

Alles eine Frage des Stils?

Wie ist es eigentlich um die Sicherheit von Manuelas Kunden bestellt? Immerhin könnten diesen Sanktionen vonseiten der Universität drohen, wenn der Schummel auffliegt. „Ich glaube nicht, dass es of zu Problemen kommt. Zumindest hört man so gut wie nie davon. Außerdem muss man bedenken, dass ordentliches Ghostwriting – im Gegensatz zu einem abgeschriebenen Plagiat – kaum nachweisbar ist“, sagt Manuela.

Damit die Arbeiten, die sie für ihre Kunden schreibt, auch authentisch sind, versucht sie aber, sich auf deren Schreibstil einzustellen. „Ich bitte meine Kunden immer, mir einen kurzen Auszug aus einer Seminararbeit zu schicken, die sie selbst geschrieben haben. Damit fällt es mir leicht, die neue Arbeit in einem ähnlichen Stil zu verfassen.“, so die Ghostwriterin.

Aber Achtung: „Manchmal schicken die Kunden dann einfach die gesamte Arbeit samt Deckblatt, auf dem dann ihr voller Name inklusive Matrikelnummer steht. Bei mir sind diese Informationen sicher aufgehoben und ich bin auch vertraglich zur Verschwiegenheit verpflichtet, aber selber würde ich das rauslöschen.“ Schließlich weiß man nie genau, wer der Ghostwriter am anderen Ende der Leitung tatsächlich ist. Die eigene Identität preiszugeben, wäre daher Leichtsinn, denkt Manuela.

Keine Empfehlung für Billiganbieter

Ob Manuela sonst noch Tipps für Studierende hat, die einen Ghostwriter suchen? „Ja! Spart nicht am falschen Ende!“ Am Markt für Ghostwriting seien viele Billiganbieter unterwegs, die minderwertige Qualität oder gar Plagiate liefern. Die Arbeiten werden dann von irgendjemandem zusammenkopiert und für einen Seitenpreis von zehn oder zwanzig Euro verkauft. Die enttäuschten Kunden stehen dann letztendlich immer wieder bei Manuela und ihren seriösen Kollegen auf der Matte und es liegt an ihnen, die Arbeit zu retten. Oft unter starkem Zeitdruck.

„Unseriöse Anbieter lassen sich teilweise schon am Preis erkennen. Welcher Akademiker wäre bereit, bei einem Seitenpreis von zehn Euro hochwertige Arbeit zu leisten, noch dazu auf seinem Fachgebiet?“, erklärt Manuela. Außerdem würden empfehlenswerte Agenturen auch ein Vier-Augen-Prinzip anbieten. Das heißt, dass die Arbeit vor der Auslieferung zusätzlich von einem zweiten Experten geprüft und lektoriert wird. „Damit stellt man sicher, dass dann auch wirklich jeder Beistrich und jeder Quellverweis richtig sitzt, alleine wäre das fast unmöglich. Seine eigenen Texte Korrektur zu lesen, ist unheimlich schwer.“

Ein Ende ihrer Ghostwriter-Karriere strebt Manuela übrigens nicht an. „Da ich im Prinzip von jedem Ort mit Internet- und Telefonanschluss arbeiten kann, könnte es aber passieren, dass es mich eines Tages in wärmere Gefilde zieht.“, so die Sozialwissenschaftlerin. Bis dahin betreibt sie den geistreichen Spuk weiterhin aus ihrem Apartment auf der Wieden.

Bitte beachte, dass akademisches Ghostwriting durchaus ernste Folgen für deine Studienlaufbahn haben kann, falls du auffliegst. Das Einreichen einer nicht selbst verfassten Arbeit führt selbstredend zu einer negativen Bewertung, wenn der Betrug auffällt. Aber auch ein vorübergehender Ausschluss von der Hochschule sowie die Exmatrikulation oder Aberkennung des bereits erlangten Titels zählen zu den möglichen Konsequenzen. Außerdem steht immer wieder zur Diskussion, ob auch Ghostwriter und entsprechende Agenturen sanktioniert werden sollen.

Hier kommt Hilfe

Aber keine Sorge, wir lassen dich nicht hängen. In unserem Blog findest du hilfreiche Tipps zum Verfassen deiner Bachelorarbeit sowie generell zum Verfassen deiner wissenschaftlichen Arbeit.

Außerdem verraten wir dir, was es mit der Plagiatsprüfung auf sich hat.

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